Der Co-Gründer von Mozilla, Brandon Eich, hat sich gedacht, er will die Welt verändern. Zumindest die Welt des Internets und das betreten wir ja alle mit einem Browser. Und da Brandon Eich bereits Erfahrung mit Browsern hat, liegt es also nahe, dass er einen eigenen Browser erschaffen wollte, der das Internet auf den Kopf stellen soll. Genau diesen Browser wollen wir euch hier vorstellen.
Die technischen Details von Brave
Beginnen wir zuerst mit etwas Trockenem, den technischen Fakten. Brave basiert auf Chromium. Das klingt ähnlich wie Chrome, ist es aber nicht. Chromium ist der technische Unterbau von Chrome und anderen Browsern und völlig Open Source. Das bedeutet, jeder könnte Chromium verwenden und einen eigenen Browser basteln, wenn er den Willen und das Können dazu hat. Einige bekannte Browser wie Opera und Chrome basieren auf Chromium. Und nun auch Brave.
Nur was genau unterscheidet Brave technisch nun von anderen Browsern?
Brave will die Privatsphäre seiner Nutzer schützen. Er hat einen eingebauten Adblocker und er will auch sämtliche Scripte blocken, die den Nutzer verfolgen würden (sogenannte Tracking-Cookies). Weiters hat Brave eine Funktion eingebaut, mit der ein Fenster mit "Tor" aufgemacht wird. Tor steht übrigens für The Onion Router. Durch diese Funktion wird die IP verschlüsselt und man ist im Internet quasi unsichtbar. Wenn man Wert auf Privatsphäre legt ist das eine sehr praktische Funktion.
Was bietet der Brave Browser sonst noch?
Das Besondere an Brave ist aber die Funktion, Geld damit zu verdienen. Nun gut, nicht direkt Geld aber man bekommt trotzdem eine Belohnung für das Surfen mit Brave. Klingt doch erstmal wunderbar, nur wie funktioniert das genau?
Man kann sich für Brave Rewards anmelden und bekommt dann, je nach eigenem Wunsch, unterschiedlich viel Werbung angezeigt. Für das Ansehen dieser Werbung wird man belohnt. Man erhältt von Brave so genannte BAT. Das ist eine neue Kryptowährung namens Basic Attention Token. Für das Ansehen der Werbung bekommt man 70 % der Einnahmen, die der Werbende bezahlt, also eine ordentliche Summe.
Die Werbung, die einem angezeigt wird, ist personalisiert, wie es bei Werbung im Internet generell üblich ist. Nur verspricht Brave hier, dass das völlig anonym passiert. Der Browser schickt anonymisiert die Daten über das Surfverhalten an den Server und bekommt daraufhin eine Werbung, die zum Surfverhalten passt, angeboten und zeigt diese dem User. Brave verspricht, dass diese Daten auf keinen Fall in einer Cloud gespeichert werden, sondern dass alles nur lokal am Computer des Users gespeichert wird. Dadurch wird das Surfverhalten nicht online aufgezeichnet.
Was genau macht man mit BAT?
Mit BAT kann man verschiedene Dinge machen. Man kann sie zum Beispiel auf einer Exchange verkaufen und so ein paar Euro zusätzlich verdienen. Indirekt kann man also wirklich Geld damit verdienen. Oder man kann sie an die Erschaffer von Content als Trinkgeld weitergeben, wenn man will. Brave bietet hier zwei Optionen an.
Man kann entweder direkt ein Trinkgeld an eine Seite zahlen, wenn diese Seite das zulässt. So kann man zum Beispiel direkt an den Lieblingsyoutuber oder einen Streamer auf Twitch ein paar BAT schicken.
Die zweite Möglichkeit ist die automatische Verteilung von Brave, je nachdem, wie viel Zeit man auf einer Internetseite verbracht hat. Brave verteilt hier automatisch eine bestimmte Anzahl von BAT an die eigenen Lieblingsseiten, je nach Nutzungsverhalten. Man kann völlig individuell einstellen, wie viel man automatisch zahlen will.
Kritik an Brave
Auch wenn das bisher alles ziemlich gut klingt, gibt es dennoch einige Leute, die Kritik am neuen Browser üben. Die größte Befürchtung ist, dass einfach keiner der User ein paar BAT abgibt. Das hätte katastrophale Folgen für viele Seiten.
Stellen wir uns folgendes Szenario vor: Ein motivierter Blogbetreiber schreibt täglich einen wunderbaren Artikel zu einem Thema. Er schaltet auf seiner Seite Werbung, da er ein bisschen Geld damit verdienen will, da doch viel Arbeit in einen Blog fließt. Mittlerweile hat er auch genug Leser, um 300 Euro im Monat damit zu verdienen. Er freut sich über seinen netten Nebenverdienst und ist glücklich darüber und voll motiviert, weiter zu machen.
Nun verwenden aber auf einmal alle Leute Brave und jeder will sich das Geld behalten. Tja, auf einmal sind seine Einnahmen dahin und dadurch verliert er die Motivation und der Blog liegt irgendwann brach und es kommen keine neuen Beiträge mehr. Das wäre sehr schade für den Blogbetreiber und für die Leser.
Ein derartiges Szenario ist unwahrscheinlich, aber durchaus nicht von der Hand zu weisen. Auch wenn die treue Fangemeinde im Internet durchaus spendabel ist, wie man zum Beispiel bei Twitch sieht, wo regelmäßig Spenden an Streamer gezahlt werden um diese zu supporten, könnte es durchaus passieren, dass bei einer großflächigen Verwendung von Brave einige Seitenbetreiber Probleme mit der Finanzierung bekommen würden.
Ein kleinerer Kritikpunkt ist, dass manche Seiten mit Brave nicht ordentlich funktionieren, aber das kann meistens behoben werden, wenn man gewisse Cookies erlaubt. Falls man also eine Seite besucht, die Third Party Cookies benötigt, um zu funktionieren, wird diese mit den Standardeinstellungen nicht funktionieren, da diese Cookies von Brave automatisch geblockt werden.
Empfehlenswertes Youtube-Video von "Der Blocktrainer" zu Brave
Vorteile von Brave
Geld (Kryptowährung) verdienen beim Surfen
Eingebaute TOR Funktionen
Die eigene Privatsphäre wird geschützt
Nachteile des Brave Browsers
Manche Seiten funktionieren nicht auf Anhieb
Es kann sein, dass durch das Verteilen von BAT kleinere Seiten viel Geld verlieren
Unser Fazit zu Brave
Brave ist ein sehr spannendes Projekt, dass man auf jeden Fall beobachten sollte. Jeder, der will, kann den Browser gerne ausprobieren, die Verwendung ist selbstverständlich kostenlos. Völlig egal, wie man zu dem Bezahlsystem von BAT steht, ist es auf jeden Fall sehr gut, dass am stark umkämpften Browsermarkt endlich weitere Konkurrenz auftaucht, um so vielleicht die alles beherrschende Stellung von Google zu brechen.
Jeder, der Wert auf seine Privatsphäre legt, sollte den Browser auf jeden Fall testen und sich selbst ein Urteil darüber bilden. Wenn man dafür zusätzlich noch ein paar BAT bekommt, nimmt man diese doch gerne mit. Und wenn man mit den verdienten BAT dem Lieblingsblogger auch noch etwas Gutes tut, profitieren alle davon.